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Arbeitsaufenthalt

Kurzbericht über den Aufenthalt in Senegal vom 5. – 17. März 2020

Unsere Reisegruppe: Doris und Wolfgang Horbach, Christine und Roland Lißmann

Behindertenzentrum MBour:

Mädchenklasse im Zentrum:

Die hauswirtschaftliche Mädchenschule im Zentrum von Mbour wird derzeit von 24 Mädchen besucht. Die Schulzeit beträgt 4 Jahre und kostet monatlich ein geringes Schulgeld (umgerechnet ca. 0,75 Cent). Zwei senegalesische Frauen wechseln sich im Unterrichten von Handarbeiten und Kochen ab. Eine kleine Küche mit einem Gasherd steht ihnen zur Verfügung, sowie alte Nähmaschinen, welche mit den Füßen betrieben werden. Eine elektrische Nähmaschine für gelähmte Schülerinnen steht ebenfalls zur Verfügung. Die Maschinen sind oft defekt und werden immer wieder von den Lehrerinnen und Schneidern repariert. Es wäre gut, wenn in absehbarer Zeit neue Maschinen gekauft werden könnten.

Ziel dieser Schule ist das Erlernen der Führung eines senegalesischen Haushaltes, um evtl. auch bei einer Familie oder in einem Hotel eine Anstellung zu finden. Bei einem Treffen in Trypano haben wir über Ziele, Wochenplanung und Tagesablauf mit den beiden Frauen gesprochen. Außerdem übermittelten wir Ideen zum Handarbeiten und Kochrezepte. Material wie Garne, Wolle, Nähnadeln, Häkel- und Stricknadeln sowie Stoff brachten wir aus Deutschland mit. Jedes Mädchen bekam ein Ringbuch, welches vom Buchbinder des Zentrums hergestellt wurde, um Notizen über Gelerntes, sowie Muster einzukleben. Geplant war die Anschaffung von senegalesischem Kochgeschirr zum Kochen im Hof. Da alle Schulen in der letzten Woche unseres Aufenthaltes geschlossen wurden, müssen wir dieses Vorhaben auf unseren nächsten Besuch verschieben.
Dem Leiter des Zentrums, M. Fall, hinterließen wir Geld, welches für den Kochunterricht benutzt werden soll.

Atelier Reliure in der Annexe

Der Vorraum des kleinen Ateliers war bisher frontseitig nur mit einem Vorhang versehen. Die dort aufgestellte Maschine zum Bedrucken von Stoffen, Taschen und Papier war insofern während der Regenzeit der Witterung ausgesetzt und schlecht gegen Beschädigung, Zerstörung oder Diebstahl geschützt. Zusammen mit Monsieur Mbay Ly haben wir eine Schließung des Raumes mit einer Steinmauer, zwei Fenstern und einer Tür geplant und umgesetzt.

Krankenstation im Zentrum:

Auch wir haben die examinierte Krankenschwester Coumba während unseres Aufenthaltes mit Reis versorgt, den sie an Bedürftige verteilt. Darüber hinaus hat Kumba während unseres Aufenthaltes aus der Vereinskasse pro Woche 75.000 CfA erhalten, um mit diesem Geld Medikamente für besonders Bedürftige in der Apotheke zu erwerben. Um auch etwas Positives zum Müllproblem beizutragen, haben wir auf die üblichen Plastiktüten zur Verpackung des Reis verzichtet und angeregt, dass die Mädchen in der Schule Beutel nähen, in welchem der Reis abgefüllt werden kann, bzw. sollen die Bedürftigen sich Behälter mitbringen.
Alternativ dazu könnten auch selbst hergestellte Papiertüten angeboten werden.

Batikfrauen:

In unserem Reisegepäck hatten wir Weißwäsche, welche eine senegalesische Frau bunt gebatikt, und eine andere Frau mit Elefantenstempeln bearbeitet hat. Aus diesen Stoffen haben die Schneider im Zentrum Taschen und Schürzen hergestellt. Ebenso haben wir bunte Stoffe in der Stadt gekauft, um verschiedenes schneidern zu lassen. Alle hergestellten Sachen nahmen wir mit zurück nach Deutschland, um sie hier für den Verein  gewinnbringend zu verkaufen. So konnten wir einige Familien im Senegal finanziell unterstützen.

Marmeladenfabrik in Mbour

Hier wird unter der Leitung von Mamadou Marmelade aus heimischen Früchten hergestellt, die insbesondere an Hotels verkauft werden kann. Mamadou, will in weiteren Hotels vorstellig werden, um auch diese für einen zusätzlichen Absatz zu gewinnen. Die fertigen Produkte werden von Abdu, einem der beiden Fahrer des Vereins, ausgeliefert. Das bei der Herstellung der Marmelade benötigte Pektin (25 kg) und die Verschlussdeckel der Marmeladengläser gehen zur Neige und sind im Senegal nicht mehr erhältlich. Pro Monat werden ca. 50 kleine und 200 große Deckel benötigt. Es wäre wichtig, dass die nächste Reisegruppe die fehlenden Arbeitsmittel nachliefern könnte. Die im vorhandenen Drucker leeren Druckerpatronen wurden auf Wunsch von Mamadou von uns durch neue ersetzt.

Schule Peycouck

Bei unserem Besuch wurden wir vom Direktor durch einige Klassen geführt. Wir hatten einen positiven Eindruck und fanden eine gut organisierte und geführte Einrichtung vor. Wie die Gruppe vor uns im Januar 2020 bereits festgestellt hat, sind zwei Gebäude in einem schlechten Zustand und sollen voraussichtlich durch Neubauten ersetzt werden. Erste Planungen hierzu liegen bereits vor. Direktor M: Bathy und das Lehrerkollegium baten uns dringlich um Anschaffung eines Druckers mit Kopier- und Scanfunktion, da dies für eine sinnvolle pädagogische Arbeit unverzichtbar sei. Dieser Bitte sind wir, nach tel. Rücksprache mit Doris Racké, nachgekommen und haben einen Laserdrucker gekauft, den wir in feierlichem Rahmen und im Beisein der örtlichen Politik übergeben haben.

Entbindungsstation in Peycouck

Monatlich werden in dieser Einrichtung durchschnittlich ein Dutzend Kinder geboren. Nach Aussage der leitenden Hebamme fehlt es an Geld. Die Auflage der Behandlungsliege sollte baldmöglichst erneuert werden, sie ist wirklich in einem schlechten Zustand. Ein Ultraschallgerät wäre wünschenswert. Außerdem erklärte die Leiterin, dass ein zweiter Raum wichtig wäre. Es käme vor, dass es zu einer Entbindung kommt, obwohl im gleichen Raum eine erkrankte Frau im Bett liegt, die evtl. auch eine Infektion hat. Dies gilt es vielleicht nochmals genauer zu prüfen, inwieweit hier tatsächlich Not herrscht (laut Rücksprache mit Doris Racké verfügt die Station über 5 Räume. Die Behandlungen sind kostenpflichtig, sodass man mit diesem Geld auch eine neue Auflage für die Liege kaufen könnte).

Behindertenzentrum Thies

Hier fanden wir alles in gutem Zustand vor. Wir brachten die üblichen Geschenke in reichlicher Zahl mit, wurden freundlich, doch auch gleich vom momentan leitenden Direktor Amary mit großer Unzufriedenheit darüber empfangen, dass er kein Gehalt bekommt. Wir hörten uns seine Klagen an und versicherten ihm unser Bedauern. Außerdem schilderte er den Zustand, dass er in den ganzen vergangenen Jahren, in denen er stellvertretender Leiter war, die ganze Arbeit allein gemacht haben will und der Direktor sich immer dann, wenn Besuch aus Deutschland kam, ins „Rampenlicht“ stellte und mit der Arbeit brüstete, die eigentlich ja er gemacht zu haben meint. Wir hörten uns alles an und versicherten ihm unser Bedauern, lobten die Einrichtung und beließen es dabei.

Thiorock

Im Kindergarten befinden sich derzeit 68 Kinder. Die zentrale Wasserversorgung der Region war, jahreszeitlich bedingt, ausgefallen. Der Kindergarten wird daher vorrübergehend mit Wasser aus dem landwirtschaftlichen Zentrum in Sandiara versorgt, das mit Kanistern transportiert wird. Wie bereits der Besuchsgruppe im Januar vorgetragen, würde man gerne einen Garten anlegen und Gemüse anpflanzen. Der Brunnen hat kein Wasser, sodass man einen Neuen bauen müsse. Eine Rücksprache mit Mbay Ly ergab, dass an diesem Standort der Bau eines Brunnens wenig Sinn macht, da auch diesem eine schnelle Austrocknung drohe. Aus diesem Grund sei der Standort auch überhaupt nicht zur Betreibung von Gärten geeignet.

Gania Bougou

Trotz Anmeldung war bei unserem Eintreffen das Tor verschlossen und niemand anwesend. Nach einem Telefonat durch unseren Fahrer Sene erschien daraufhin die Kinderbetreuerin Lala mit 5 Kindern, etwa 10 kamen in der nächsten Stunde nach. Die Betreuerin teilte mit, dass sich der Leiter, Herr Kane, auf einer politischen Kundgebung in Mbour befinde. In einem Telefonat ließ er uns ausrichten, er würde den nächsten Bus nehmen und zu uns kommen. Der Kindergarten befand sich in einem pflegebedürftigen Zustand. Die Betreuerin Lala ließ uns mehrfach wissen, dass sie seit 2004 ohne Gehalt arbeitet (sie wird vom Staat nicht bezahlt, weil sie über keine Ausbildung verfügt, erhält jedoch Geld durch eine Patenschaft des Vereins). Nach ca. 1 Stunde (wir wollten nicht länger auf den Direktor warten) verließen wir die Einrichtung und begegneten unterwegs H. Kane, der aus dem Bus stieg. Er war emotional sehr angespannt und stellte vehemente Forderungen nach Putzinstrumenten. Er hätte schon so oft darum gebeten und kein Gehör gefunden! Wir waren etwas verwundert und beschlossen, ihm in der Stadt Besen, Eimer, Putzlappen und Wischmopp zu kaufen und bei M. Fall zu deponieren, die er sich dann dort abholen konnte. Er war erfreut und einverstanden mit dieser Lösung. Es wäre unser Wunsch an die nächste Gruppe, einmal unangekündigt in Gagna Bougou vorbeizuschauen, ob er die Putzwerkzeuge nutzt. Erstaunt waren wir auch über sein Anliegen, ihm doch eine senegalesische Flagge zu kaufen. Diesem Wunsch kamen wir nicht nach. Wir nahmen Herrn Kane mit zurück nach Mbour, damit er seine Demo fortsetzen konnte. Auf dem Weg kauften wir ihm 2 Besen, einen Wischmopp mit Eimer, Putzlappen u.a.

Ndianda

Die Einrichtung mit Schule und Kindergarten unter der Leitung von Sambau Faye machte einen sehr ordentlichen und gepflegten Eindruck. Es ist auch ein Obst- und Gemüsegarten vorhanden, der von einem Brunnen per Tröpfchenbewässerung mit Wasser versorgt wird. Dies stellt eine äußerst schonende und optimale Nutzung der knappen Ressource Wasser dar. Der Gemüsegarten wird vom Vater eines der Schulkinder kostenlos betreut. Die Obst- und Gemüseernte ist ein wichtiger Beitrag zur Ernährung der Kinder und Lehrer. Es gibt vier Toiletten für 200 Kinder, die allerdings ohne Wasser und erneuerungsbedürftig sind. Die Kapazität des vorhandenen Brunnens würde nach Aussage des Leiters zur Versorgung ausreichen. Es fehlt die technische Anbindung mit Leitungen und Pumpen. Wir schlagen vor, zusammen mit Mbay Ly, die Machbarkeit dieser Maßnahme zu überprüfen.

Landwirtschaftliches Ausbildungszentrum Sandiara

Auch diese Einrichtung unter Leitung von Mbay Ly mit 17 Auszubildenden, die im Internat auf der Anlage leben, hinterließ auf uns einen sehr positiven Eindruck. Nach Abschluss der Ausbildung (jeweils 9 Monate von Oktober bis Juni) erhalten die Absolventen eine Starthilfe des Vereins zur Gründung einer eigenen Landwirtschaft oder Hühnerzucht. Für eine sinnvolle Freizeitgestaltung der Schüler haben wir einen Fußball und einen Basketball angeschafft.

Behindertenzentrum Tivaouane

Das Zentrum wird unter Leitung von Monsieur Assis Diop gut geführt und macht einen sehr ordentlichen Eindruck. Es gibt auch eine kleine Tierzucht mit Hühnern und Ziegen, womit das gemeinsame tägliche Mittagessen unterstützt werden kann. Als zusätzliche Hilfe haben wir Herrn Assis (auf Anfrage) einen Essenszuschuss von 30.000 CFA übergeben.

Allgemeines:

Bei unseren Besuchen der verschiedenen Einrichtungen haben wir stets Papier, Couverts, Fußbälle, Süßigkeiten oder sonstige Bedarfsgegenstände mitgenommen und verteilt. Besonders beliebt waren auch immer Röhrchen mit Brausetabletten. Entweder wurde Marmelade und Brot verteilt, oder wir haben selbst die Brote zubereitet. Alle mitgebrachten Materialien und Speisen wurden immer freudig angenommen. Leider können nicht alle Kindergärten und Schulen eine tägliche oder regelmäßige Schulspeisung einrichten, weil hierzu das Geld fehlt.

Oft haben die Kinder uns mit einem Lied empfangen oder für uns getanzt. Die Disziplin war stets sehr ausgeprägt, für deutsche Verhältnisse schon etwas übertrieben. In Zeiten des Corona-Virus und Ermangelung von fließendem Wasser standen oftmals Wannen mit Wasser bereit, in denen alle Kinder ihre Hände waschen mussten.

Auf dem Platz nahe dem Zentrum Mbour konnten wir den Behinderten beim Basketballspiel zuschauen. Es war erstaunlich, mit welcher Perfektion und welchem Eifer die Männer diesen Sport betreiben. Die dabei verwendeten Sportrollstühle waren aus unserer Sicht alle einsatzfähig.

Auf Anraten von Doris Racké, Cordula Eckenfels und Rudi Kochenburger hatten wir vor der Abreise gebrauchte Brillen gesammelt. Roland Lißmann konnte in den von ihm geleiteten Chören eine stattliche Anzahl aufbringen, sowie Christine Lißmann in ihrer Patientenschaft. Doris Horbach hat von der Augenoptik Wendland in Altenglan ebenfalls zwei Kartons mit Brillen und Etuis erhalten. Vor Ort haben wir davon die Hälfte Coumba für die Krankenstation übergeben. Die andere Hälfte ging an den in der Nähe von Trypanon wohnenden Augenarzt Cisse. Er hat sich über die Spende sehr gefreut und will die Brillen kostenlos, bzw. günstig an Patienten, die zahlungsfähig sind, weitergeben (wir haben hier versäumt zu fragen, was er mit dem Geld macht, das er dabei einnimmt). Der Augenarzt bemerkte noch, dass es sehr hilfreich wäre, wenn man die Brillenstärken kennen würde. Das wäre für hiesige Optiker laut Aussage von Wendland in Altenglan kein Problem, bei entsprechendem zeitlichem Vorlauf einer solchen Sammelaktion.

Bei unserem ersten Besuch des Zentrums in Mbour teilte man uns mit, dass am Abend ein sog. Spektakel in einem Hotel in der Nähe von Mbour stattfinden würde, bei dem auch Behinderte des Zentrums mitwirken. Wir fuhren in das genannte Hotel und erlebten einen einzigartigen Abend mit Trommeln, Tanz, Feuerspeiern u.a. Man muss es gesehen haben, wie toll Gehbehinderte tanzen können. Hier wurde uns sehr deutlich, dass die Unterstützung der traditionellen Kunst, wie das Trommeln und der Tanz eine wichtige humanitäre Hilfe darstellen. Sie sind wichtige Ressourcen zu Integration und Persönlichkeitsentwicklung, die wertvollen Kulturgüter des Landes nutzend. Wie könnte dies noch mehr gefördert werden? Welche Projekte gibt es schon, wie können sie ausgebaut werden?

Protokoll: Die Teilnehmer der Reisegruppe