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Festveranstaltung am 20. März 1999 in Kaiserslautern

Programm 15 Jahre Jubiläum

  • Orgel Improvisation aus den Fünf Miniaturen für Orgel Brunhilde Sonntag
  • Begrüßung durch Frau Doris Racke, Vorsitzende des Senegalhilfe-Vereins e. V.
  • Grußwort seiner Exzellenz, des Herrn Botschafters der Republik Senegal in Deutschland, General Mohamadou Keita
  • Leopold Senghor – Anmerkungern zum Leben und Denken eines großen Afrikaners Karl Heinrich Beck
  • „Doch sind wir die Menschen des Tanzes…..“ Gedichte von Leopold Sedar Sengho mit Miniaturen für Orgel von Prof. Dr. Brunhilde Sonntag
  • Entwicklungshilfe – Herausforderung zum Frieden in der EINEN Welt Vortrag von Landesbischof i. R. Prof. Dr. Klaus Engelhardt
  • Friedenslied Brunhilde Sonntag
  • Schlusswort Frau Ursula Jung, stellvertretende Vorsitzende des Senegalhilfe-Vereins e. V. Orgel Toccata Hermann Schroeder 1904-1984

Mitwirkende: Sigrid Dege, Sopran, – Andrea Diehl, Alt – Michaela Grochulski, AkkordeonKantor Helmut Freitag, Orgel

Anschließend Besichtigung der Fotoausstellung von Frau Annelene Sonntag

Abendessen im Großen Saal der Alten Eintracht

senghor

Leopld Sedar Senghor erster Staatspräsident der Republik Senegal (1960-1980), Lyriker und Intellektueller. Er wurde in Joal (Westsenegal) geboren. Senghor studierte in Paris. 1935 nahm er eine Stelle als Lehrer in Tours an, später arbeitete er ebenfalls als Lehrer in Paris. Im 2. Weltkrieg kämpfte er in der französischen Armee und geriet in deutsche Kriegsgefangenschaft (1940-1943). Nach seiner Wahl in den Generalrat des Senegal 1946 begann er, sich als Abgeordneter des Senegals in der französischen Nationalversammlung (bis 1958) für die Unabhängigkeit des Landes einzusetzen. Der Senegal erhielt als Föderation Mali 1959 seine Unabhängigkeit, und Senghor wurde zum ersten Präsidenten gewählt (bis 1980). Nach einem 1962 versuchten Staatsstreich von Ministerpräsident Mamadou Dia trat 1963 eine neue Verfassung mit erweiterten Befugnissen des Präsidenten in Kraft. Aufgrund der Selbstbereicherung seiner Regierung und seiner Günstlingswirtschaft wurde Senghors Regierungsstil heftig kritisiert. In seiner Amtszeit schaltete er die politische Opposition immer wieder mit oftmals illegalen Methoden aus. 1968 und 1973 gab es große Stundentendemonstrationen gegen die Machtfülle des Präsidenten. Das Mehrparteiensystem wurde 1976 durch Verfassungsergänzung eingeführt. In der Außenpolitik vertrat Senghor einen prowestlichen, an französischen Interessen orientierten Kurs. Während seiner Amtszeit erwarb er sich jedoch international hohes Ansehen als Schlichter von zwischen- und innerstaatlichen Konflikten in Afrika und im Nahen Osten. Ende 1980 trat Senghor von seinem Amt zurück. Zusammen mit den Schriftstellern Aimé Césaire und Léon Damas gilt er als einer der bedeutendsten Vertreter der Négritude und plädierte für die Verbindung europäischer und afrikanischer kultureller Werte. Sein erster Gedichtband mit dem Titel Chants d’ombre (Schattenlieder) wurde 1945 veröffentlicht. Weitere Werke sind Hosties noire (1948), Négritude und Humanismus (1964) und Liberté (4 Bde., 1964-1983). 1968 wurde ihm der Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels verliehen. 1983 wurde er als erster Schwarzafrikaner in die Französische Akademie gewählt.

 

Hier eine Auswahl seiner Gedichte: „Doch wir sind die Menschen des Tanzes……“

Gebet an die Masken

Masken‘ oh Masken! Schwarze Maske, rote Maske, ihr schwarz-weißen Masken,
Masken in den vier Winden, aus denen der Geist weht,
Nein, Ich grüße Euch schweigend!
Und dich nicht zuletzt, mein löwenköpfiger Ahn.
Ihr hütet diesen jeglichem Frauenlachen. jedem vergänglichen Lächeln
Verschlossenen Ort.
Von euch kommt die Luft der Ewigkeit her in der ich die Luft der Väter atme.
Ihr Masken mit maskenlosen Gesichtern, frei von Grübchen und frei von Runzeln
Ihr habt dies Bildnis zusammengefügt, dies mein Gesicht das sich hinbeugt
Auf den Altar ans weißem Papier.

Zusammengefügt nach eurem Bilde, hört mich an!
Jetzt da das Afrika der Reiche dahin stirbt – es ist der Todeskampf einer beklagenswerten Fürstin gleich wie Europa dem wir verbunden sind durch den Nabel,
Richtet eure unbeweglichen Augen auf eure Kinder die man befehligt
Und die ihr Leben hingehen wie der Arme sein letztes Kleid
Dass wir einst hier rufen bei der Wiedergeburt der Welt
Als jene Hefe derer das weiße Mehl bedarf.

Denn wer sonst sollte die an Maschinen und an Kanonen gestorbene Welt den
Rhythmus lehren? Wer sollte denn sonst den Freudenschrei ausstoßen der Tote und
Waisen bei neuer Dämmerung weckt? Sagt wer gäbe denn sonst den Menschen
mit der zerfetzten Hoffnung das Lebensgedächtnis wieder
Sie nennen uns Menschen des Todes.
Doch sind wir die Menschen des Tanzes deren Füße mir Kraft gewinnen wenn sie
den harten Boden klopfen.

Ansprache von General Mohamadou Keita, Botschafter Senegals

aus Anlass der Festveranstaltung des Senegalhilfe Vereins e.V. zum 15 Jahre Jubiläum am Samstag, dem 20. März 1999 in Kaiserslautern

Die Förderung des Friedens zwischen den Ländern des Nordens und denen des Südens im Sinne einer Ethik der Hilfe zur Entwicklung – beispielhaft verwirklicht in den Projekten des Senegalhilfe-Vereins – Ist eine Botschaft der Solidarität und des Humanismus, die es verdient, in ganz Deutschland gehört zu werden, Und da diese Botschaft heute von der Poesie des Präsidenten Leopold Sedar Senghor begleitet wird, dem großen Dichter afrikanischer Kultur, erhält diese Botschaft vor dem Hintergrund seines Denkens und seiner Philosophie zweifellos eine universelle Tragweite und ist eingebettet in den Dialog der Kulturen. Da unser heutiges Treffen im protestantischen Gemeindezentrum ‚Alte Eintracht‘ von Kaiserslautern so schönen und edlen Zielen gilt, sind besondere Grußworte angebracht. So geziemt es sich, zu Beginn den Autoritäten der Stadt und den Verantwortlichen des Gemeindezentrums Dank zu sagen und den Mitgliedern, den Spendern und der Präsidentin des Senegalhilfe Vereins für die Abhaltung dieser Festveranstaltung zu danken. Seit 14 Jahren setzen Sie sich für die Mittellosen und Bedürftigen unseres Landes ein, Wie man weiß, umfassen die Projekte des Senegalhilfe Vereins viele Bereiche: Gesundheit der Mütter und Kinder, Kampf gegen die Armut, den Analphabetismus und die Unterernährung, Beschaffung von Wasser, Erleichterung der Arbeit der Frauen, die Verbesserung der Situation der Motorik-Behinderten und ihre soziale Wiedereingliederung, Hilfe für die Mauretanien-Flüchtlinge. All diese Maßnahmen, die im Einklang mit der betroffenen Bevölkerung durchgeführt werden, entsprechen harmonisch dem Denken des Präsidenten Senghor, der sagte: ‚Der Mensch steht am Anfang und am Ende der Entwicklung. Ich möchte an dieser Stelle doch Frau Doris Racke, die Präsidentin es Senegalhilfe-Vereins, besonders erwähnen wegen ihres Einsatzes, ihres Sachverstandes und ihrer unzählige moralischen Qualitäten. Dies alles bezeugt die so menschliche Partnerschaft in einer nicht staatlichen Zusammenarbeit, wie sie zwischen Deutschland und dem Senegal besteht, im Rahmen einer schönen, Jahrzehnte alten Freundschaft. Zugrunde liegen die Ideale einer Weit in Frieden, der Respektierung der universellen Menschenrechte, des Kultes der Solidarität. Die Menschen werden einander im Zeitalter der Globalisierung nur dann näherkommen, wenn sie den moralischen Werten der Gerechtigkeit und des gegenseitigen Respektes verpflichtet sind und der Politik des Gebens und des Nehmens, die dem Präsidenten Senghor so am Herzen lag. Nur so wird eine friedliche Welt möglich. Präsident Senghor liebte den Geist der Offenheit des deutschen Volkes herauszustellen sowie seine großen Philosophen und Dichter. Er liebte es, auf die Ähnlichkeit im Bereich der Sensibilität hinzuweisen, die zwischen Deutschen und den Afrikanern besteht. Anlässlich der Verleihung des Leopold-Lucas-Preises, der das Werk eines Schriftstellers ehrte, der sich um die Völkerverständigung verdient gemacht hat, beendete Präsident Senghor am 17. Mai 1983 seine Rede an der Universität Tübingen mit folgenden Worten: ‚Das wichtigste Problem für die Menschheit ist heute, dass jeder Kontinent, jede Rasse oder Nation, jeder Mann und jede Frau sich endlich der Revolution bewusst werde, die der Dialog der Kulturen darstellt, in welchem der Verachtung des Anderen ein Ende gesetzt und Positives geleistet wird. Eine ähnliche Äußerung von Bundespräsident Roman Herzog am 13. Januar 99 in Berlin vor dem diplomatischen Corps entspricht auch dem Tenor unserer heutigen Veranstaltung: „Der Dialog der Kulturen erweist sich in meinen Augen als ein Imperativ. Er spielt eine zunehmend wichtige Rolle bei der Lösung von Konflikten, er dient der Vertrauensbildung und damit der Sicherung des Friedens.“ Frieden, Entwicklung und Dialog der Kulturen gehören ganz sicher zu den größten Herausforderungen des vor uns liegenden Jahrhunderts.